NameMaria Emprechtinger
Birth28 Oct 1875
Death1968
Spouses
Birth1871
Death1921
FatherEmanuel Zeisel (1840-1912)
MotherSofie Schön (1840-1884)
Marriage16 Jun 1894
ChildrenMaria (1895-1978)
 Emil (1902-1981)
Notes for Maria Emprechtinger
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Was ich von meiner Grossmutter Maria Zeisel weiss:

Ihr Vater Jakob Emprechtinger (geb.16.7.1847) war der erstgeborene Sohn eines Gutsbesitzers aus Lohnsburg in Oberösterreich. Seine Mutter starb bald nach seiner Geburt. Der Vater heiratet nochmals. Aus dieser Ehe gingen auch mehrere Kinder hervor.

Der Besitz seines Vaters war ein s.g. Erbhof., das heisst der älteste Sohn übernahm Hof und Besitz, Grundbesitz durfte nicht geteilt werden.

Da seine Stiefmutter den Bauernhof ihrem Sohn zuschanzen wollte, wurde mein Urgrossvater Emprechtinger in die Stadt geschickt, um zu studieren und kath.Priester zu werden. In diesem Fall fiel der Hof dem erstgeborenen Sohn seinerzweiten Frau zu. Dies war bei Bauern eine übliche Art den ältesten Sohn um sein Recht zu bringen.

Der Vater meiner Grossmutter wollte aber nicht Priester werden. Er studierte Germanistik und beschäftigte sich mit der althochdeutschen Sprache.

Da Emanuel Zeisels Frau sehr früh starb, wurde Jakob Emprechtinger als Student Hauslehrer bei den Kindern von Emanuel Zeisel. Die Beziehung zu den 5 Kindern muss sehr gut gewesen sein, da sie auch weiterhin bestand.

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Jakob Emprechtinger wurde nach Beendigung seines Studiums Professor an der Lehrerbildungsanstalt in Brünn. Er heiratete Caroline Wildner, die Tochter eines k.k.Beamten aus Prag. Sie hatte 4 Kinder, davon starben 3 Söhne noch im Kindesalter an Diphterie. Meine Grossmutter als Älteste wurde von dieser Krankheit verschont. Nach dem Tod der Kinder kam noch eine weitere Tochter zur Welt. Sie wurde Franziska genannt. Dadurch war der Altersunterschied zwischen den beiden Schwestern beträchtlich.



Beide Familien wohnten im bewohnten zusammen ein Haus in Brünn, in der Augartenstrasse 12.

Meine Grossmutter wurde mit den Kindern von Emanuel Zeisel gemeinsam erzogen.

Da mein Urgrossvater ein sehr frommer Mann war, legte er auf eine gute jüdische Erziehung grossen wert. Dadurch lernte meine Grossmutter sehr viel von der jüdischen Religion. Sie erfuhr auch vieles über die Familie Zeisel und hatmir später manches erzählt. Leider habe ich mir kaum etwas davon gemerkt.

Sie hat mir auch vieles über die jüdische Religion mir weitergegeben.

Wie man in der Familie später immer wieder lächelnd erzählte, zu jüdischen Feiertagen fuhr Emanuel Zeisel von Wien nach Brünn. Als Begründung gab er an, seine christliche Schwiegertochter sei die einzige, die richtig koscher kochen könne und auch die Feste wisse richtig zu feiern.

Meine Grossmutter war auch die einzige die etwas von dem verstorbenen Sohn Robert Emanuel Zeisels erwähnte. Er sollte in Wien an der technischen Hochschule studieren, kam dadurch mit Corpsstudenten in Berührung, die sie für seinenTod verantwortlich machte. Als Ort seines Todes erwähnte sie den Karlsplatz in Wien.

Weiters erzählte sie von 2 Schwestern, die 105 und 106 Jahre alt geworden sind.

Sie waren gesundheitlich sehr gut beisammen und konnten bis ins hohe Alter Zeitung lesen, betonte sie immer. Da keine jüdischen Angehörigen mehr da waren, musste sie ihnen das Pinkerl (Ausdruck für kleines Bündel) mit ins Grab geben. Darin waren Gebete und einige Utensilien eingebunden. Um was für einen Brauch es sich hier handelte, weiss ich nicht.

Mein Vater konnte sich auch noch gut an die beiden erinnern, sie erzählten ihm noch von Napoleon, den sie selbst erlebt hatten.

In meinem Besitz befindet sich eine Marien-Ikone, die auf seltsame Art in Besitz der Familie Zeisel kam und in ihr vererbt wurde. Zur Zeit Napoleons war im Besitz eines Familienmitgliedes in Brünn eine Gastwitschaft vor der Stadtmauer, in der die in Brünn ansässigen Juden übers Wochenende – Sabbat und Sonntag – übernachten mussten.

Als Napoleon in Russland geschlagen war, wurden dort zurückkehrende französische Soldaten gepflegt. Von einem dieser Soldaten, der dort starb, stammt die Marienikone. Er hatte die Ikone in Polen in einer Walfahrtskapelle gestohlen. Er nahm an, seine Krankheit und Verwundung sei die Strafe dafür.

Diese Ikone hat meine Grossmutter überall hinbegleitet und befindet sich jetzt in meinem Besitz.

Zu erwähnen wäre noch. Mein Vater trat wieder aus der Kirche aus, er fühlte sich zu sehr zu seiner jüdischen Familie und Freunden hingezogen. Er widersetzte sich ursprünglich meiner Taufe. Doch dann kam alles anders.
Last Modified 9 Dec 2014Created 10 Jun 2015 using Reunion for Macintosh