NameElisabeth Augustin
Spouses
ChildrenValerie
Notes for Elisabeth Augustin
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Elisabeth Augustin, Biografisches

Ihre Eltern sahen aus wie Filmstars. Die meisten jungen Männer waren gefallen oder verwundet aus dem 2. Weltkrieg zurückgekehrt. Karl Augustin blieb unversehrt. Als Sohn einfacher Eltern stürzte er sich ins Architekturstudium undsetzte sein Geigenspiel fort. Als begehrter erster Geiger wurde er von Hauskonzert zu Hauskonzert gereicht und kam so auch in das Haus Erich Boltensterns. Die dunkle schweigende Schönheit faszinierte ihn sofort, die still im Nebenzimmer saß und seinem Spiel lauschte. Es war Elisabeth Boltenstern, die zweite Tochter des berühmten Architektur Professors, der den Auftrag hatte, die Wiener Staatsoper wiederaufzubauen. Sie selbst war Graphikerin, an der Angewandten hatte man es sie lernen lassen, es schien ein passender Beruf zu sein für eine Tochter aus gutem Haus, die von allen Liesl genant wurde, eigentlich wäre sie gern Kinderärztin geworden, aber man hat sie nicht gefragt.

Musik verbindet, bald wurde auch zu einem Ausflug auf den Landsitz auf dem Semmering geladen, ein stattliches Haus in den Bergen, der untere Teil aus Stein, der obere aus Holz, allerdings ohne Wasser und Strom. Es bot genügend Romantik für junge Leute, die gerne das Holz für ihr Feuer selber hacken und den Abend bei Kerzenlicht genießen. Noch viele Urlaube sollte später mit den letztlich vier Kindern hier verbracht werden.

Die schnell eintretende Schwangerschaft verkürzte die Verlobungszeit, schon musste geheiratet werden, und Elisabeth Anna Augustin kam als Frühlingsbote zur Welt, im Zeichen der Fische, wie ein Neubeginn. Liesl Boltenstern war dieerste von vier Geschwistern, die heiratete und ein Kind bekam, ein Hausstand musste rasch aus dem Boden gestampft werden, der Vater erwarb also ein Nachbargrundstück in Hietzing und ließ ein kleines Haus darauf bauen, die Famile Augustin durfte nach einem Jahr das Erdgeschoß bewohnen, zwei Zimmer, Küche, Kabinett und Bad – was einem unvorstellbaren Traum gleichkam, besonders wenn man den Garten betrachtet, in dem das Häuschen stand. Dieser Garten sollte die erste Probebühne der kleinen Elisabeth werden, in der ihre Theaterstücke und Filme geprobt und gespielt wurden.

Weiter gings mit Hauskonzerten und mit Kinderkriegen. Noch beim Einschlafen wehten die Klänge von Haydn und Mozart aus der Villa der Großeltern herüber, immer wieder Kammermusik, manchmal mit Klavier, und bald bekam Elisabeth dieAufgabe, auf ihre kleineren Geschwister aufzupassen, wenn die Eltern ins Kino gehen wollten. Das Kino und das Bridge waren ihre Hobbies in einer Zeit, da es noch kein Fernsehen gab.

Karl Augustin war inzwischen Diplomingenieur und hatte eine Stelle im Post und Verkehrsministerium angenommen, es war der Start einer sicheren, aber nicht immer leichten Beamtenlaufbahn. Als er seinen Kollegen erzählte, dass seineälteste Tochter Elisabeth ins Staatsopernballett aufgenommen worden war, wofür eine langwierige Aufnahmsprüfung zu absolvieren war, musste er sich den Kommentar gefallen lassen: das wäre ja das gleiche, wenn er sie ins Teehaus schicken würde. Dieser Vergleich verunsicherte Elisabeth, wirkte möglicherweise aber auch als Warnung. Zwar konnte sie dort ihrer großen Leidenschaft, dem Tanz, freien Lauf lassen, die strenge Disziplin jedoch, die dort verlangt wurde, bis zum blinden Gehorsam, war nichts für sie. Daran konnte und wollte sie sich nicht gewöhnen. Nach dem großen Unglück, bei dem ein Mädchen ermordet wurde, nahmen die Eltern Elisabeth endlich von der Schule und gaben sie in die Ballettakademie Schönbrunn, wo sie bis zur Matura blieb.

Die Mittelschulzeit im Neusprachlichen Gymnasium in der Fichtnergasse war schön, weil es dort Buben gab, mit denen man ungestraft beisammen sein konnte, und Mädchen, mit denen man viel lachen konnte. Man lernte auch Dinge, die manspäter verwenden konnte, Zeichen, Turnen, Deutsch, Literatur, Philosophie und Französisch waren ihre Lieblingsfächer. Noch heute ist Elisabeth mit vielen ihrer Schulkollegen gut befreundet.

Elisabeth wurde von einer Lehrerin gefördert, Ingeborg Zembsch, die schon mit 12 ihr Schauspieltalent erkannte und ihr die Hauptrolle im Klassenstück "Des Kaisers Neue Kleider" gab, Elisabeth spielte den Kaiser (in Strumpfhosen).

Nach der Matura galt es, den Sprung ans Max Reinhardt Semiar zu wagen: aus der Bibliothek ihrer Eltern blätterte sie Stücke durch auf der Suche nach Stellen, bei denen Frauen viel zu reden hatten. Früh musste Elisabeth erkennen, dass es da viel mehr Stellen für Männer gab. Bei einem Pantomime Kurs, den sie bei Sammy Molcho besuchen durfte, hatte man ihr geraten, bei der Prüfung brennende Leidenschaft zu zeigen. Dieser Rat erwies sich als sehr wichtig, denin der Hietzinger Gesellschaft war es eher üblich, als Frau unauffällig zu sein, keinesfalls laut zu schreien, und immer adrett zu wirken. Jedenfalls tat sie an den beiden Prüfungstagen genau das Gegenteil: als heilige Johanna schrie sie laut, als Salome Pockerl sprach sie auffälligen Dialekt, und angezogen hat sie braune Schnürlsamthosen und Clarks, was ihre Mutter unmöglich gefunden hätte. Sie wurde aufgenommen, und es wurde ihr dazu gesagt, dass sie abnehmen müsse.

Es folgten drei Jahre Seminar, eine Studentenliebe, bei der viel geweint und abgenommen wurde, eine während des Studiums verbotene Premiere im Theater der Courage unter Stella Kadmon, "Cyankali" von Friedrich Wolf, eine Fernsehaufzeichnung des Stückes und die Josef Kainz Medaille (Förderungspreis), stolze Wiederaufnahme und Abschluss mit Auszeichnung im Seminar. Auch hier hatte sie eine Lehrerin, von der sie ihr Selbstvertrauen und den Schlüssel zum Theaterspielen in die Hand gedrückt bekam: Cornelia Oberkogler.

Nach einem Anfängerjahr im Schauspielhaus Graz holte sie Achim Benning ans Burgtheater. Sie wurde für die Role der "Quendolin" in "Travesties" vom damaligen Erfolgsautor Tom Stoppard, an der Seite von Michael Heltau gecastet und engagiert. Dafür war sie gesucht und gefunden worden. Das Schicksal wollte jedoch, dass sich davor noch eine andere Premiere dazwischenschob: In "Liebesgeschichten und Heiratssachen" von Johann Nestroy sollte Elisabeth Augustin dieRolle der Fanny übernehmen, an der Seite von Rudolf Melichar. Dafür war sie gebraucht und gefunden worden. So wurde dieses Stück schicksalhaft und diese Rolle Antrittsrolle für ihr Leben: fünf Jahre lang spielte sie an der Seiteihres Partners dieses Stück, bis er auch privat ihr Partner wurde.

Elisabeth hatte ihre Zeit des Alleinlebens genossen. Mit ihrer Kollegin Evi Knoche zusammen hatte sie die feministischen Seiten ihres Buches geschrieben. Als Ensemblevertreterin des Burgtheaters hat sie die Frauengruppe des Burgtheaters gegründet, geleitet und zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Zusammen mit der Regisseurin Susanne Zanke konnte sie verschiedene Frauen-Programme aufführen und für den ORF aufzeichnen.

In diese Zeit fiel der Film mit Axel Corti, "Maria Theresia", der in mehrfacher Hinsicht einen Wendepunkt darstellte. Es war ein Film, über den man heute noch spricht, obwohl er schon lange zurückliegt. Er ist ein österreichischesDokument, ein kostbares Erbe Axel Cortis. Und es war eine sogenannte Paraderolle.

Es kam die Heirat mit Rudolf Melichar, Evi Knoche verließ Wien, ging nach Los Angeles, wurde die Journalistin Evie Sullivan und machte Elisabeth mit dem Buddhismus bekannt, zu dem sie 1986 zusammen mit ihrem Mann übertrat. Es folgten turbulente Jahre, die gekennzeichnet waren durch zahlreiche Wohnungswechsel, bedingt durch das erste Kind Valerie, das zweite Rosalie und dann das dritte Kind Philip, und viele, viele Rollen.

Zwei Jahre Münchner Kammerspiele waren ein Wunsch, der Elisabeth durch Carla Hagen erfüllt wurde. Sie hatte ihren Mann Hans Lietzau bei einer Arbeit im Akademietheater kennengelernt ("Bernada Albas Haus"), der sie dann nach München holte, um die Jelena in "Onkel Wanja" zu spielen, eine der letzten großen Erfolgsinszenierungen mit Aufzeichnung des Altmeisters Hans Lietzau.

Nach der Rückkehr nach Wien, - inzwischen war Claus Peymann Direktor -, begann Elisabeth Augustin, neben dem Spielen auch Regie zu führen und ihre eigenen Buch-Projekte zu verwirklichen. In dieser Zeit entstanden:

"Über die Mädlerie"- Johann Nestroy träumt seine Frauenrollen, mit Robert Meyer, Inge Konradi, Susi Nicoletti, Ulrike Beimpold, Dunja Sowinetz, Peter Wolfsberger, Ulrich Reinthaler, Kurt Schossmann und Elisabeth Augustin; Musik: Georg Wagner.

Premiere am Lusterboden, Übersiedlung ins Akademietheater, Aufzeichnung für den ORF.

In der Broadway Pianobar "Tierra mi Tierra", ein Mini Musical über die Friedensnobelpreisträgerin aus Guatemala Rigoberta Menchu. Mit Ulrike Beimpold, Kirsten Dene, Martin Schwab, Alexander Rossi, Kompositionen von Bela Koreny.

Im Burgtheater Casino am Schwarzenbergplatz: "Elegie eine Briefträgers", mit Alexander Rossi, Eva Herzig, Inge Konradi (ihre letzte Rolle), Rudolf Buczolich, Heymo Buttinger, Roman Kaminski, Otmar Klein, Kompositionen: Georg Wagner.

Später beschäftigte sich Elisabeth Augustin mit dem Chanson, ein Jahr lang nahm sie an der "Night-line" in der Broadway Pianobar teil, wo sie sich ein Repertoire an Chansons zulegte.

In der Folge schrieb sie Chanson Texte und Konferencen, gestaltete zwei Chanson Abende für Heilwig Pfanzelter "Ach die Liebe" im Theater Metropoldi und "Halt mein Leben" im Odeon.

Durch ihre Kollegin Johanna Thimig wurde sie ans Theater Die Neue Tribüne empfohlen, wo sie zwei Inszenierungen machte:

"Wirklich schade um Fred" und "Ein unglücklicher Zufall" von James Saunders sowie

"Hypochonder der Liebe" - vier Einakter von Arthur Schnitzler.

Im Laufe ihres Berufslebens hat sich der Fächer ihrer Interessen immer weiter aufgebreitet, doch immer ist das Theater-Spielen ihr Ausgangspunkt geblieben. Die Regie, das Singen, das Schreiben, das Spielen in Film und Fernsehen bilden zum aufreibenden Beruf der Schauspielerei eine abwechslungsreiche Ergänzung, wenn man Interesse daran hat.

Elisabeth Augustin lebt in einer Altbauwohnung in Hietzing und erholt sich in einem Ferienhaus in Niederösterreich im schönen Yspertal. Sie genießt die Ruhe und ist genauso gern allein wie im Kreis ihrer Familie. Um eine neue Arbeit anzugehen, ist es für sie am besten, buchstäblich über die Felder zu gehen. Bei all ihrer Fertigkeit, alles zu koordinieren, ihr Engagement für den Buddhismus, familiäre Dinge, und berufliche Anforderungen, gibt es in ihr eineständige, stille Sehnsucht, nämlich nach dem Meer.
Last Modified 4 Dec 2014Created 10 Jun 2015 using Reunion for Macintosh